Es gibt einen Moment, der für viele von uns wie ein kleiner Luxus wirkt: wenn der Zug sanft anrollt, das Handy endlich in der Tasche bleibt und draußen die Landschaft an uns vorbeizieht. Nur du, dein Fensterplatz, ein gutes Buch – und der Weg vor dir.
In einer Welt, die immer schneller wird, suchen viele von uns nach einem Gegenmodell: Reisen, das nicht stresst, sondern entschleunigt. Slow Travel ist längst mehr als ein Trend. Es ist eine Haltung. Und sie beginnt oft dort, wo es am Flughafen oder auf der Autobahn stressig wird – am Bahnsteig, beim Einsteigen in den Zug.
Slow Travel heißt nicht, möglichst langsam zu reisen, sondern möglichst bewusst. Es geht darum, die Reise selbst als Teil des Urlaubs zu verstehen. Nicht von A nach B hetzen, sondern das Dazwischen genießen.
Diese Haltung des bewusst Reisens beginnt nicht erst am Ziel, sondern mit der Entscheidung für eine entschleunigte Form der Fortbewegung, etwa mit der Bahn.
Wer mit dem Zug reist, erlebt eine neue Art von Zeitgefühl. Nicht verloren, sondern gewonnen. Lesen, schauen, nachdenken, reden oder einfach in Ruhe nichts tun. Der Zug ermöglicht genau das.
Auf unseren Reisen sind unsere Kinder sozusagen gezwungen, viel Zeit mit uns zu verbringen. Ganz anders als im Alltag. Doch niemand fühlt diesen Zwang, wir alle genießen es, so viel Zeit miteinander zu verbringen. Wir lesen, spielen, erzählen und planen gemeinsam. Geschenkte Zeit und Nähe, die im Alltag oft fehlen.
Reisen mit Kindern im Zug schafft neue Rituale. Kinder lernen, selbstständig zu werden, weil auch sie mal einen Teil der Planung übernehmen wollen: das nächste Restaurant, ein Ausflugsziel oder der nächste Stopp.
Slow Travel heißt nicht: unbequem reisen. Im Gegenteil, wer bewusst reist, darf bewusst genießen.
So lässt es sich auch mit kleinen Kindern komfortabel Bahnfahren, ohne Überforderung, ohne Stau, ohne genervte Eltern.
Ob spontane Kurztrips oder geplante Strecken: Die Bahn bietet großartige Möglichkeiten für Slow Traveller in Europa.
Tipp: Plane bewusst halboffen, buche die ersten Nächte, aber lass Raum für Spontanität. So kommt kein Zeitdruck auf. Oder versuche es mal ganz flexibel: Mit Interrail losfahren und dort bleiben, wo es gefällt. Das funktioniert auch als Familie!
Die langsamste Art zu reisen? Vielleicht. Aber auch die nachhaltigste, ruhigste und schönste. Wer sich erlaubt, auf dem Weg anzukommen, reist anders. Und bleibt länger in Erinnerung.
Ob mit dem TGV durch Frankreich oder mit dem Regionalzug durch Südtirol – Slow Travel in Europa verbindet Orte, Kulturen und Menschen. Und zeigt: Der wahre Luxus liegt darin, sich Zeit zu nehmen. Und zwar für die Strecke, für sich und für andere.